Der Elefant im Raum

06.11.2020 | Rico

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Vielleicht ist dem einen oder anderen Leser der Ausdruck “Der Elefant im Raum.” geläufig. Bei der Einführung von agilen Methoden bei unseren Kunden fühlen wir uns immer wieder an diesen Ausdruck erinnert. Wie das?

Natürlich ist es das Ziel bei der Einführung einer agilen Methode gewisse Probleme zu lösen. Die Organisation sieht sich aber oft in der Realität mit mehr Problemen als Lösungen konfrontiert. Instinktiv werden diese scheinbar neuen Probleme auf die Einführung der agilen Methode oder die agile Methode selbst zurück geführt. Im Kern der Sache wusste oder erahnte die Organisation diese Probleme aber schon. Man hat sie nur nicht ausgesprochen oder bewusst stillschweigen darüber bewahrt. Besinnen wir uns an der Stelle auf eines der Prinzipien, welche für agile Methoden typisch ist, die Transparenz. Es ist die Schuld dieses Prinzips, weshalb wir uns plötzlich mit so vielen Problemen konfrontiert sehen. Mit anderen Worten, die agile Methode hat sichtbar gemacht, was oft schon da war, also unseren Elefant im Raum.

An der Stelle zeigt sich, wie sehr sich das agile Mindset in der Organisation bereits verankert hat. Zieht man sich zurück in alte Muster, um sich den Problemen nicht stellen zu müssen oder stellt man sich den Problemen und geht diese an? Das unerwünschte Verhalten lässt sich oft an nachfolgenden Aussagen erkennen, wobei das agile Mindset eher Zweiteres anstrebt:


👊🏼Ausflüchte: “Wissen wir, aber das können wir nicht ändern wegen XYZ.”

👌🏼Finde die Lücke: “Okay, aber was könnten wir ändern, das nicht durch XYZ gegeben ist?”


👊🏼Aufgeben: “Wissen wir und haben es auch schon versucht zu ändern, hat aber nichts bewirkt.”

👌🏼Gib nicht auf: “Okay, dann lass es uns auf einen anderen Weg versuchen.”


👊🏼Bequemlichkeit: “Wieso ändern, geht doch auch so wie wir es immer gemacht haben?”

👌🏼Hinterfrage: “Okay, aber wie wissen wir, dass wir auf einem Optimum sitzen?”



Neue Motivation, es dieses mal anders anzugehen, kann die Organisation gewinnen, indem sie sich auch hier auf agile Prinzipien beruft und die Probleme in kleinen Schritten angeht (iterativ) und Experimente zulässt (Inspect & Adapt). Organisationen zeigen an der Stelle, dass sich das Vorgehen nach diesen agilen Prinzipien bei technischen Herausforderungen bereits gut etabliert haben. Bei organisatorischen Herausforderungen lässt sich aber noch einiges an Potenzial beobachten, auch hier nach agilen Prinzipien zu Handeln.

Was nehme ich als Führungskraft aus diesem Blog?

Die Organisation sollte offen sein für Probleme, die auftreten werden, und mit einer gesunden Fehlerkultur und dem Bestreben nach kontinuierlichem Lernen / Verbessern sich diesen stellen. Dabei gilt es, sich immer wieder ins Bewusstsein zu rufen, nicht in alte Muster zurück zu fallen. Des Weiteren sollte sich die Organisation bewusst sein, dass die Lösung der Probleme oft eine zusätzliche Investition (nebst der reinen Einführung) bedeutet und auch kurzfristig den Outcome der Organisation schmälern wird. Über die Zeit befähigt es die Organisation aber zu mehr Outcome und gesteigerte Flexibilität.